Teppiche - Handeln, knüpfen, sauber machen
Deutschlands größte Teppichfabrik steht in Hameln und hat sogar fliegende Teppiche. Bei Gutachtern kommen Teppiche unters Mikroskop und vor Niedersachsens Gerichte. Norddeutschlands größte Teppichreinigung zündet die guten Stücke manchmal sogar an, bevor sie gesäubert werden. Und in Hamburgs Speicherstadt kümmern sich Händler und Restauratoren noch ganz traditionell um wertvolle Orient-Teppiche. „Wie geht das?“ taucht ein in die norddeutsche Welt der Teppiche.
„Auf einen Rotweinklecks etwas Weißwein kippen, Flecken niemals mit Salz behandeln und am besten erst gar nicht eintrocknen lassen“, sagt Claus Siemsen von Norddeutschlands größter Teppichreinigung. Wenn der Profi eine kleine Faser mit dem Feuerzeug anzündet, erkennt er anhand des Brenngeruchs sogar Material und Qualität. Regelmäßig landen in der Reinigung in Hannover Teppiche aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Ohne Spezialmaschinen ist der Küsten-Sand kaum rauszubekommen.
Mindestens einen Teppich hat jeder Niedersachse zu Hause liegen. Und einige davon kommen aus Hameln. Im hiesigen Teppichwerk, dem größten der Republik, werden jedes Jahr so viele Teppiche produziert, dass damit die Bundesstraße von Flensburg bis Göttingen ausgelegt werden könnte. Auch „Niedersachsens schnellster Teppich“, der ICE-Teppich, wird in Hameln gefertigt – besonders brandsicher und mit Klettverschluss. In der Fabrik fliegen Teppiche sogar per Luftdruck und können mit nur einer Hand gedreht werden.
Gutachter bestimmen unter anderem den Wert alter Perser-Teppiche, die schon mal Zehntausende Euros kosten. Wie Detektive erkennen sie mit Fadenzähler und Speziallupe Herkunft und Qualität. Teppichbesitzer, Gerichte und Polizei vertrauen den Sachverständigern, wenn es um Erbschaften oder Betrugsfälle geht. Bei Teppichreparaturen werden Kunden oft mit Wucherpreisen abgezockt.
Die Speicherstadt Hamburg ist der größte Teppichumschlagplatz der Welt. Im Teppichgeschäft der Familie Wahdat suchen Händler aus ganz Europa die perfekten Teppiche. Stilecht wird iranischer Tee dazu gereicht. Teppichrestauratoren machen aus alten Fußabtretern wieder wertvolle Stücke. Flecken werden mit Joghurt eingepinselt: Die Enzyme binden Schmutz. An manchen Löchern sitzt der Knüpfer bis zu vier Monate.
Ob „Perser“ oder Meterware – die Reportage aus der Reihe „Wie geht das?“ blickt hinter die Kulissen der norddeutschen Teppichproduktion und -reinigung, gibt viele Alltagstipps und zeigt, woran man einen guten Teppich und seinen Wert erkennt.