• Nach einer Sepsis müssen Ärzte Ninas Füße zur Hälfte amputierten. Die 42-jährige muss neu Laufen lernen, ihre Muskeln ständig stabilisieren und ein Leben lang zur Physiotherapie.
  • 2013 mussten Ärzte Nina (42) nach einer Sepsis bis auf die Daumen alle Finger amputieren. Inzwischen spielt die zweifache Mutter mit ihren Söhnen Tischtennis.
  • Die Familie war Ninas großer Rückhalt nach der Sepsis. Nina (42) und Patrick (43) haben sich während der Ausbildung in der Berufsschule kennengelernt, sind seit 2005 verheiratet und haben zwei Kinder.
  • Nach der schweren Sepsis fordert Nina (42) vom erstbehandelnden Krankenhaus Schmerzensgeld sowie Schadenersatz. Die gerichtliche Auseinandersetzung dauert inzwischen etwa 8 Jahre.
  • Nach einer Sepsis, verbunden mit schweren Organschäden, und Amputationen benötigt Nina (42) Unterstützung im Alltag. Bei ihrer Lieblingsfrisur hilft Schwester Nele (36), die mehrmals in der Woche vorbeikommt.
  • Bis auf die Daumen verliert Nina (42) bei einer Amputation nach einer Sepsis alle Finger. Schwester Nele (36) hilft beim Anbringen der Hand-Prothese.
  • Nina ist 33 als ein Krankenhausaufenthalt ihr Leben von einem Tag auf den anderen verändert. Amputationen und Organschäden sind die Folge einer schweren Sepsis.
  • Nach einer Sepsis klagt Nina gegen das behandelnde Krankenhaus. Das Landgericht Hannover weist im ersten Prozess Ninas Klage ab, das Oberlandesgericht Celle jedoch stimmt der Revision zu und lässt neu verhandeln.
  • Nina (42) kämpft sich nach einer schweren Sepsis zurück ins Leben. Die zweifache Mutter ging 2013 wegen Nierensteinen ins Krankenhaus. Ein Routinefall, der fast tödlich endet.
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Späte Diagnose mit Folgen

Nina kämpft sich zurück ins Leben

Mit großer Willenskraft kämpft sich die heute 41-Jährige zurück in ein weitgehend normales Leben. Die 37 Grad-Langzeit-Beobachtung begleitet Nina im Alltag und vor Gericht, wo sie um Schmerzensgeld und Schadensersatz kämpft.

Von einem Tag auf den anderen

Nina (33) hat zwei kleine Söhne und einen guten Job. Dann verändert im Sommer 2013 ein Krankenhausaufenthalt ihr Leben von einem Tag auf den anderen. "Ich hatte plötzlich höllische Schmerzen, schlimmer als jede Wehe", erinnert sich Nina. Sie fährt sofort in die nächstgelegene Klinik nach Gehrden bei Hannover. Der Grund für Ninas stechende Bauchschmerzen sind Nierensteine, die die Ärzte zunächst über das Wochenende beobachten wollen. Doch einer der Steine führt zu einer Nierenentzündung, die den gesamten Körper in Mitleidenschaft zieht. Aus der Entzündung wird eine lebensgefährliche Sepsis, die erst nach zweieinhalb Tagen erkannt wird, als die Nierensteine operativ entfernt werden. Als sich ihr Zustand dramatisch verschlechtert und die Lunge aussetzt, wird die junge Frau zu Spezialisten in die Medizinische Hochschule Hannover überwiesen. Dort retten die Ärzte Ninas Leben.

Vier Wochen Intensivstation: Kampf ums Überleben ...

Insgesamt liegt Nina zwei Monate im Krankenhaus, vier Wochen auf der Intensivstation, davon zehn Tage im Koma: "Das Schlimmste ist für mich die Vorstellung, dass meine Familie Angst um mein Leben hatte", erinnert sich die heute 41-Jährige. Bis auf die Daumen mussten ihre Finger und Teile ihrer Füße amputiert werden. Doch schon nach ihrer Verlegung in die Medizinische Hochschule Hannover geht es ihr allmählich besser: Privat-Videos aus dem Krankenzimmer dokumentieren ihren unbeugsamen Willen, dem sie ihre schnellen Fortschritte verdankt.

... und lebenslange Folgen

Eine schwere Sepsis bei Nina (42) führt zu Amputationen. Unter anderem verliert die zweifache Mutter einen Teil ihrer Füße. Etwa einmal im Jahr nähen Ärzte die offenen Stellen wieder zu, doch sie reißen immer wieder auf.

Ninas Alltag hat sich seit dem folgenschweren Krankenhausaufenthalt enorm verändert. Schmerzen und Medikamente gehören ebenso dazu wie Physiotherapie und eingeschränkte Belastbarkeit in ihrem Job im Schreibwarenladen des Familienbetriebes. Nina ist ein Leben lang auf medizinische Betreuung angewiesen. Im Alter wird ihr Pflegebedarf noch steigen und hohe Kosten verursachen.

Kam es zu Fehlern in der Behandlung?

Ob bei Behandlungen möglicherweise Fehler gemacht werden, können Patienten von der Schlichtungsstelle der Ärztekammer prüfen lassen. In Ninas Fall haben die unabhängigen Gutachter im Oktober 2014 festgestellt: "Im vorliegenden Fall sind Mängel in der Befunderhebung festzustellen ... so dass wir empfehlen, die Frage einer außergerichtlichen Regulierung zu prüfen." Die zuerst behandelnde Klinik in Gehrden widerspricht jedoch dem Gutachten der Schlichtungsstelle. Damit beginnt für Nina ein Kampf, der anfangs aussichtslos erscheint. Das Landgericht Hannover weist im ersten Prozess ihre Klage ab; das Oberlandesgericht Celle jedoch stimmt der Revision zu und lässt neu verhandeln. Den Großteil der Kosten hat zwar die Rechtsschutzversicherung übernommen, dennoch musste Nina für Gutachten und zusätzlich anfallende Anwaltskosten über 15 000 Euro bezahlen.

Acht Jahre sind seit dem Klinikaufenthalt bis zur zweiten Verhandlung vor dem Landgericht in Hannover Ende 2021 vergangen. Wie wird der Richter entscheiden? Wie wird das endgültige Urteil lauten?

Ein Film über eine Frau, die auch in den schlimmsten Momenten nicht daran gedacht hat, aufzugeben. Vier Jahre lang hat 37 Grad Ninas Alltag begleitet.