Hannovers Hinterhöfe
Vorne viel befahrene Straßen, lauter Autolärm, Häuser, mehrere Stockwerke hoch. Öffnet sich die Toreinfahrt oder geht man durch den Hauseingang, dann erschließen sich mitten in der Innenstadt von Hannover eigene Welten, in denen das Leben pulsiert: Hausgemeinschaften, die ihren Hinterhof hegen und pflegen. Handwerker, die Krach machen oder mit duftenden Brötchen locken. Flohmärkte, auf denen alle Nachbarn feiern. Alles „versteckt“ hinterm Haus - in Hannovers Hinterhöfen. Einer überraschenden Welt.
Es hämmert und schmirgelt mitten in der Stadt. Im Hinterhof im Stadtteil Linden staubt es gewaltig. Hier ist Steinmetz Damjen Lajics Werkstatt. Viele Handwerker zieht es aufs Dorf, wo sie niemanden stören. Bei Damjen funktioniert es nur, weil er Rücksicht nimmt. Vor allem, wenn aus der Ballettschule im selben Hinterhof das Klavier ertönt. Dann hat der Steinmetz nämlich „Zwangs-Pause“!
Für Alexander Stachowski und Marcel Adler ist jeder Hinterhof eine neue Herausforderung. Die Gärtner arbeiten in den grünen Oasen Hannovers, hinter den Fassaden. Ihr nächster Einsatz hat es in sich: Eine riesige Eberesche ist morsch, sie könnte jeden Tag umfallen! Jetzt muss der über 50 Jahre alte Baum weg. Kein leichter Job, denn wo es eng ist, werden viele Aufgaben kompliziert. Mit schwerem Gerät kommt man von der Straße hier nicht so einfach rein.
Die Bewohner der Rampenstraße treffen sich ab und zu im Hausflur. Grüßen freundlich, doch mehr nicht. Das möchten sie endlich ändern. Erstmals veranstalten alle gemeinsam einen Hinterhof-Flohmarkt. Peter Sieroux aus dem ersten Stock und seine Nachbarin Barbara Schanz organisieren den großen Tag. Das gemeinsame Ziel: Käufer in ihren Hinterhof locken. Denn im gesamten Stadtteil finden Hinterhof-Flohmärkte statt. Es gibt viel Konkurrenz! Das heißt: Plakate malen, Flyer verteilen und Tapeziertische vorbereiten. Wer dekoriert? Wer backt Kuchen, wer macht frischen Saft? Die größte Angst der Hinterhof-Anwohner: Regen am Flohmarkt-Tag.
Für den großen Andrang ist der Ofen in der Hof-Bäckerei einfach zu klein. Bäcker James Klinke und sein Geselle kommen deshalb mit dem Backen nicht hinterher. Die Kunden stehen im Hinterhof Schlange. Ob Nachtschwärmer, Schichtarbeiter oder Anwohner: das halbe Viertel trifft sich beim Hofbäcker. Das geht schon seit über 70 Jahren so – und James ist sich sicher: "Ohne Hinterhof, würde das gar nicht funktionieren.“ Neben dem Back-Alltag übernimmt der Bäcker noch Spezialaufträge. Nachbarin Andrea Kerber braucht spontan 50 Brötchen und mehrere Kuchenplatten. Andrea und James teilen sich den wunderschönen Innenhof. Rechts backt er. Links betreibt Andrea mit Tochter Stefanie einen Mini-Biergarten mit Catering-Service. Heute steht eine große Feier an und bis die ersten Gäste kommen, haben James und Andrea viel zu tun.
Die Nordstory entführt in die nahezu unbekannte Welt der Hinterhöfe in Hannover. Gibt Einblick in die Geschichte und in das vielfältige Leben hinter den Fassaden, das man auf den lauten Straßen der Innenstadt kaum erahnt.