Der Tischler, der nicht hämmern kann
Ein Motorradunfall verändert alles. Karsten Paellecke überlebt nur knapp. Doch von einer Sekunde auf die andere ist sein rechter Arm gelähmt. Für einen Handwerker, der mit beiden Händen anpacken muss, eine Katastrophe. Aber statt aufzugeben, gibt Karsten Vollgas und eröffnet seine eigene Tischlerei, heiratet seine Frau, wird Papa. Alles nur mit links!
Die dunkle Jahreszeit bedeutet Stress rund um die Uhr für den Tischler mit dem einen Arm. Ein riesiger Schrank muss unter die Dachschräge – mehrere tausend Euro hat der Kunde für die Maßanfertigung gezahlt. Mit links „wuppt“ der 47-Jährige aus Cremlingen die Einzelteile ins Dachgeschoss. Doch es gibt Ärger beim Aufbau: Irgendwer hat sich vermessen! Mehrere Aufträge gleichzeitig: sägen, kleben, schrauben. Karsten kriegt fast alles alleine hin. Nur einen Nagel kann er nicht mehr ins Holz hämmern.
Kaum einer hat ihm die Tischler-Werkstatt nach dem Unfall noch zugetraut. Umso stärker stellte er sich dem neuen „Lebens-Wind“: Es gibt immer einen Weg! Für Sohn Theo ist es Alltag, wenn Karsten sich die Schnürsenkel mit einer Hand, nur mit links, zubindet. Dass er seine Frau Myriam noch nie umarmen konnte, kennt er nicht anders. Nur den Gang an die Unfallstelle, den hat er bis heute vermieden. An der Leitplanke, wo er mit dem Motorrad gegen den Pfosten knallte, kommen plötzlich alle Erinnerungen hoch.
Das Portrait aus der Reihe „Typisch“ begleitet Karsten Paellecke, den Tischler mit einem Arm. Ein Leben zwischen Holzspänen und Holzkleber, jeder Tag eine Herausforderung. Ein Mensch, der nie den Mut verliert und stets das Gefühl vermittelt: „Das geht doch mit Links.“